Archiv-Arbeit der Frauenkultur Leipzig seit 1990

Die Frauenkultur Leipzig… archiviert und dokumentiert

in den Räumen des Soziokulturellen Zentrums Frauenkultur in der Windscheidstraße 51 seit Gründung 1990 zahlreiche Materialien aus unterschiedlichen Arbeits- und Themenfeldern (Übersicht siehe unten).

Zudem existiert eine Handbibliothek zu den Themenbereichen

  • intersektionaler Feminismus
  • Künstlerinnen*
  • Frauenkultur und –geschichte
  • Gender und Geschlechterforschung
  • Soziokultur
  • jüdisches Leben in Leipzig
  • De-Kolonialisierung
  • Erinnerungskultur 1989
  • politische Bildung
  • [interkulturelle] Mädchen*Arbeit.

Die Frauenkultur Leipzig wird seit der Gründung 1990 in den Inhalten von feministischen Aktivistinnen mit-/getragen – die vor, während und nach 1989 gesellschaftspolitisch öffentlich handelnd waren und heute noch sind. So waren Akteurinnen der Frauenkultur in unterschiedlichen Frauen-Vertretungen/ -Initiativen 1989 aktiv tätig – u.a. in der Frauen-Initiative Leipzig, in den Arbeitsprozessen der ersten unabhängigen Frauen-Zeitschrift in der DDR oder agierten als UFV-Kandidatin bei den ersten freien und demokratischen DDR-Wahlen 1989.

Seit 1990 arbeitet die Frauenkultur Leipzig kontinuierlich in einem fachlichen Austausch und Vernetzung mit unterschiedlichen Akteurinnen.

Der Frauenkultur e.V. Leipzig wirkte 1991 an der Erarbeitung des Konzeptes der Freien Trägerschaft der neu entstandenen AG Soziokultur Leipzig mit; ist zudem Gründungsmitglied des Landesverbandes Soziokultur Sachsen 1992 sowie Gründungsmitglied der AG Freier Träger der Jugendhilfe der Stadt Leipzig (AGFT). Seit 1995 ist u.a. die AG Frauen*Projekte Leipzig – ein Bündnis von Frauen*Vereinen, -projekten und -initiativen – bei der Frauenkultur Leipzig verortet; wird von hier aus koordiniert und dokumentiert auch deren Arbeitsprozesse. Daher umfasst das Archiv der Frauenkultur auch zahlreiche dieser Prozesse bzw. der jahrzehntelangen Arbeit in diesem Bereich aus feministischer Perspektive.

Durch die sehr divers aufgestellte Veranstaltungstätigkeit bzw. inhaltliche Arbeit der Frauenkultur Leipzig im Bereich feministischer Bildung durch zahlreiche Vorträge, Fachtage, Seminare, Workshops und Tagungen ist die Frauenkultur ein lebendiges Zentrum feministischer Bewegungen sowie der Frauen- und Geschlechterforschung. Neue Themen und Perspektiven der Gender Studies werden hier aktuell vorgestellt und diskutiert.

Des Weiteren liegen Materialien, Arbeitspapiere und Literatur zu geschlechtsspezifischer Kinder und Jugendarbeit vor, da die Frauenkultur über langjährige Erfahrungen im Bereich feministischer/eman-zipatorischer, erlebnispädagogischer Mädchenarbeit verfügt: 1991 Eröffnung des ersten Mädchen-Cafés in Leipzig [bis 1993 im „Frauenkulturzentrum“ Leipzig-Schönefeld]. Nach Aufgabe des Hauses und zweimaligem Umzug weitergeführt 1994 – 2000 im Soziokulturellem Zentrum in der Braustraße bzw. 2000 – 2010 in Connewitz. Zudem verfügt die Frauenkultur über zahlreiche Projekterfahrungen im Bereich der Jugendbildung zu Demokratie und Toleranz. Seit 2012 erweitere Angebote für das Grundschulalter in den Bereichen Anti-Mobbing/Fair-Play in Schule/Hort; u.a. Herausgabe der Anti-Mobbing-Fibel bzw. von Fair-Play-Lernmaterialien.

2013 eröffnete die Frauenkultur den Interkulturellen Mädchentreff MiO; 2016 das Interkulturelle Informations- und Beratungszentrum FiA [Frauen in Arbeit]. Durch diese beiden Orte erweiterten sich wiederum Themenfelder – und damit Literatur, Dokumente und Studien zum Thema.

2016 gründete sich nach einem durch die Frauenkultur veranstaltetem Fachtag der AK Aufarbeitung Hexenverfolgung Leipzig, der seitdem kontinuierlich am Haus arbeitet, eine Wanderausstellung publizierte, 2020 eine Gedenktafel am Leipziger Rathaus initiierte und 2023 den inzwischen Dritten Fachtag ausrichtet zum Thema „Reproduktive Rechte“. Dieser Arbeitskreis macht deutlich, dass in der Frauenkultur u.a. auch regionale Frauengeschichte erforscht und behandelt wird. Auch dieser Arbeitskreis verfügt inzwischen über eine Handbibliothek und verschiedene Archivalien, Vorträge, Hausarbeiten u.a.m., die in der Frauenkultur betreut werden. https://www.hexenprozesse-leipzig.de/

Zu den Archivalien:

Insgesamt setzt sich die Frauenkultur Leipzig seit Gründung am 01.10.1990 für die Sichtbarkeit von Frauen* ein sowie für die Gleichstellung/Gleichberechtigung aller Menschen – aus konsequent feministischer Perspektive. Dies zeigt sich auch in den Beständen des Archivs, welche Sammlungen über und aus der Sicht von gesellschaftlich unterrepräsentierten Gruppen beinhaltet.

Das Archiv steht auf Anfrage den jeweils Forschenden zur Verfügung. Die Materialien werden u.a. immer wieder für Dokumentationen [auch Dritter] und für eigene Veranstaltungen genutzt – überwiegend in den Bereichen Akteur:innen 1989; Frauen*-Alltag und -Initiativen in der DDR in und um 1989.

Die Erfassung aller Materialien geschieht kontinuierlich – in konkreterer Ordnung seit 2019.
Ein korrespondierendes Ablagesystem nach FAUST befindet sich im Aufbau.

Die Sammlungen dokumentieren Frauen*-, Kultur,- Gendergeschichte sowie soziokulturelles Leben in Leipzig zwischen ca. 1980 bis heute.

Im Rahmen der soziokulturellen Projektarbeit sowie der Durchführung von generationsübergreifenden Demokratiearbeit umfasst das Archiv der Frauenkultur folgende Dokumente:

  • Sammlungen zu Aspekten der Leipziger Stadtgeschichte – darunter lokale Frauen*Geschichte, jüdisches Leben in Leipzig https://www.verzweigungen.com/
  • Frauen*Bewegung/Frauen*vereine ab 1989 u.a. AG Frauenprojekte https://agfrauenprojekte-leipzig.com/
  • Zahlreiche Materialien der eigenen Vereinsgeschichte der Frauenkultur seit 1990 – mit vielen Bezügen zu politischen Entwicklungen der Stadt Leipzig – u. a. ein umfangreiches Pressearchiv, Zeitungsartikel, Ausstellungen, Fotos, Flyer, Plakate von Veranstaltungen seit 1990, schriftliche Korrespondenzen mit regionalen und internationalen Vereinen, Gruppen und Künstler*innen
  • gedruckte und mediale Eigenproduktionen der Frauenkultur (Literatur und Filme)
  • Archivalien der Vorwende- und Wendezeit mit dem lokalen Schwerpunkt auf Leipzig und den umliegenden Regionen – so u.a. Teile der Bestände des Arbeitskreises Homosexualität der Evangelischen Studentengemeinde Leipzig (Laufzeit 1983–1992), Bestände zum Gedenken homosexueller Opfer im Nationalsozialismus, vor-nehmlich der Erinnerung in der Gedenkstätte Buchenwald, Materialien und Zeitzeuginnen*protokolle aus der Entstehung der lesbischen Community
  • Frauen ῾89 – dieses Thema begleitet die Frauenkultur seit ihrer Gründung. So entstand eine umfangreiche Sammlung zu Frauen*leben in der Wendezeit, zu politischen Aktivitäten; zu Biografien einzelner Aktivist:innen, Zeitzeug:innen-Interviews (digital und verschriftlicht).
  • Bestände u.a. zu Leipziger Frauen*Zeitschriften wie Zaunreiterin, In femme und eventuell sowie der homosexuellen Zeitschrift minislip.
  • Bestände des Ersten autonomen Frauenhaus Leipzig (Frauen für Frauen e. V.); eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsartikeln zum Thema Gewalt gegen Frauen (Laufzeit ca. 1985 bis heute) – sowie zu den Entwicklungen zum § 218 seit 1989
  • Fotos und Zeitzeug:innen-Interviews (digital und verschriftlicht) zur Fraueninitiative Leipzig (FIL), zur Leipziger Gruppe „Frauen für den Frieden“ und mehrere Einzel-Aktivist*innen.
  • Aufbewahrt wird das Textkonvolut aus dem Projekt „30 Stunden Runder Tisch“ von Elisa Ueberschär und Tanja Krone) |Texte der DDR-Frauenbewegung aus den Jahren 1989/90
  • Sammlungen zu den Themen politischer Bildungsarbeit (Demokratiebildung)
  • DDR-Geschichte in Bezug auf Frieden, Umwelt und Feminismus
  • Betreut wird das Archiv zum Arbeitskreis zur Aufarbeitung der Hexenverfolgung in Leipzig (AK-Protokolle, digitalisierte Vorträge, Wanderausstellung, Fachliteratur zur Hexenthematik sowie Zeitungsartikel über Hexenverfolgungen in der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart… s.o.).
  • Zeitschriften-Ausschnitt-Archiv zu den Themen Nationalsozialismus, DDR-Geschichte Demokratieentwicklung nach 1989, Feminismus, Künstler*innen, Frauen-Porträts, §218, Leipziger Stadtgeschichte aus feministischer Perspektive, u.v.m.
  • Printmedien und Fotografien Leipziger Künstlerinnen
  • Ein umfangreiches DVD-Archiv, vornehmlich von Filmen zu feministischen queeren Themen (Dokumentations- und Spielfilme); zudem zahlreiche Eigenproduktionen der Frauenkultur.
  • Das Ausstellungsarchiv der Frauenkultur umfasst zurzeit 17 (Wander-)Ausstellungen u.a. „Mutter sorg‘ Dich nicht“. Alltägliches aus 1989; zu Leipziger Frauen über 60 Jahren, zu Sexistischer Werbung in Leipzig; Arbeiten der pakistanischen Künstlerin Shezil Malik oder der bereits 2004 verstorbenen Leipziger Aktivistin Tatjana Muster, die für die Rechte behinderter Frauen kämpfte.

Eine Mitgliedschaft beim i.d.a.-Dachverband ist in Beantragung. https://ida-dachverband.de/?language_content_entity=de

Um alle genannten Archivalien – sowie weitere – zu erhalten, sichtbarer zu machen – und langfristig für (wissenschaftliche) Forschungen zur Verfügung stellen zu können, setzt sich die Frauenkultur Leipzig gemeinsam mit der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft seit 2017 ein für die Schaffung eines Ortes auf dem neu entstehenden Demokratie-Campus der Stadt Leipzig.

Geplant ist das Offene feministische DemokratieArchiv zu eröffnen

• als generationsübergreifender Ort der Vielfalt
• als ein lebendiges Archiv, das offen für alle ist – unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht, sozioökonomischem Status
• ein Ort der Begegnung und eine Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft und Forschung…
• mit sachgerechter Lagerung, Archivierung, Betreuung der Archivalien und Betreuung der Nutzer:innen (universitär, privat, schulisch)
• ein Ort des Wissenstransfers und des Offenen Austauschs

Siehe bitte: -> https://www.frauenkultur-leipzig.de/angebote/aktuelle-projekte/offenes-feministisches-demokratie-archiv/

Zu den hier verwendeten Fotografien
Fotografien: Christiane Eisler, 1989

Zu den Fotografien und Malerei im OfemDA-Banner
Fotografien: Sigrid Schmidt, 1989
“Die stumm bleiben, werden nicht gehört” | Kamplade, Hille 2019
“Wort und Tat” | Ragy Enayat, Mona 2019